Was heißt eigentlich “samenfest”?

Eine samenfeste Sorte ist nachbaufähig
Eine Sorte ist samenfest, wenn die Pflanzen, die aus ihren Samen wachsen, dieselben Eigenschaften haben wie die Elternpflanzen. Eine samenfeste Sorte ist also nachbaufähig. Das ist eigentlich das Natürlichste der Welt. Alle alten Sorten sind samenfest, in der ökologischen Züchtung entstehen auch viele neue samenfeste Sorten.
Hybridsorten und moderne Pflanzenzüchtung
Seit den 1920er Jahren erobern zunehmend Hybridsorten den Markt, die samenfesten Sorten verschwinden nach und nach. Was aber ist eine Hybridsorte? Eine Hybridsorte ist das Produkt einer Kreuzung zweier Zuchtlinien. Bei der Hybridzüchtung müssen zunächst reinerbige Inzuchtlinien erzeugt werden. Hierzu werden die Pflanzen über 7-10 Generationen zur Selbstbestäubung gezwungen. Dabei werden sie immer schwächer. Kreuzt man dann zwei solcher Inzuchtlinien miteinander, so erhält man das Saatgut einer Hybridsorte, die sogenannte F1 – die erste Filial- oder Folgegeneration.
Uniformität und Heterosis
Kreuzt man die passenden Inzuchtlinien, so tritt der sogenannte Heterosiseffekt auf. Dieser besagt, daß Nachkommen einer Kreuzung zu höheren Erträgen fähig sind als die Elternpflanzen. Zudem sind bei der Kreuzung zweier Inzuchtlinien, also bei einer F1 Hybride, alle Nachkommen gleich – eine Pflanze sieht aus wie die andere, sie haben die gleiche Form, die gleiche Größe, den gleichen Erntezeitpunkt. Und einen hohen Ertrag. Für den Erwerbsgärtner, die industrielle Landwirtschaft und den Handel bringt das große Vorteile.
F1-Hybridsorten sind nicht samenfest
Leider ist die F1-Hybridsorte nicht samenfest und damit eine Art Einbahnstraße. Das Saatgut der Hybridpflanzen kann nicht sinnvoll weiter verwendet werden, da sie ihre Eigenschaften nicht mehr stabil vererben, sondern nach den Eigenschaften der Elternpflanzen bunt aufspalten. Viele der so entstehenden Pflanzen kann der Anbauer nicht gebrauchen. Wer eine Hybridsorte anbauen will, muss das Saatgut jedes Jahr bei der Züchterfirma neu kaufen.
Pflanzenzüchtung und Welternährung
Mit der Hybridzüchtung beginnt die moderne, laborgestützte Pflanzenzüchtung. Hier verknüpfen sich für die Züchtungsfirmen interessante wirtschaftliche Vorteile mit dem Anliegen der Welternährung. Dass aber dieses hohe Ziel nicht mit den Mitteln der industriellen Landwirtschaft erreicht wird, sondern durch eine ökologische, bäuerliche Landwirtschaft, zeigt eindrücklich der Weltagragbericht.
CMS-Hybriden
F1 Hybriden sind auch im Bioanbau weit verbreitet. Einen problematischen Spezialfall stellen allerdings die sogenannten CMS-Hybriden dar, Sorten mit biotechnologisch eingebauter Pollensterilität, deren Anbau von den Bioverbänden nicht zugelassen ist.
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Hofgut Rengoldshausen Samenbau
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