„So ein schöner Baum“
Der allgemeine Brauch, einen geschmückten Baum im heimischen Haus aufzustellen, lässt sich in Deutschland schon seit dem 16. bis 17. Jahrhundert nachweisen. Hier geht es vor allem darum, das Immergrün in den dunklen,
kalten Monaten ins Haus zu holen, da es für Durchhaltevermögen, Erneuerung und das Versprechen des kommenden Frühlings steht.
Seit wann man jedoch das wohlwollende Preisen dieses Weihnachtsschmuckes, das sogenannte „Christbaumloben“, entwickelt hat, ist nicht genau zu datieren.
Der schwäbisch-süddeutsche Brauch des Christbaumlobens entstand aus geselligen Weihnachtsbesuchen, winterlicher Gastfreundschaft und dem Wunsch nach etwas Heiterkeit in der dunklen Jahreszeit.
Dabei lobt man den Christbaum des Gastgebers – gern übertrieben und mit einem Augenzwinkern – weniger als ernsthafte Bewertung, sondern als herzlichen Anlass für Gemeinschaft und ein „Schnäpsle“. So wurde das
Christbaumloben zu einem spielerischen Ritual, welches Humor, Dialekt und Nähe verbindet.
In der Praxis tritt man mit guter Laune ein, betrachtet den Baum mit fachmännischem Ernst und überschäumendem Lob, egal wie krumm er gewachsen oder wie schief er geschmückt ist. Jedes Detail wird gewürdigt, was den Gastgeber zuverlässig dazu bewegt, den traditionellen Lobschnaps anzubieten. Mit jedem Schluck steigt die Begeisterung, und der Baum
wird immer schöner.
Beim Abschied schließlich verabschiedet man sich mit einem letzten freundlichen Wort, das die Gastgeber glücklich macht und zukünftige Besuche sichert:
„Des war der schönste Christbaum, den i heit g’seh han – und i war bei drei Leit.“
Mit diesem Satz schließt sich der Kreis des Christbaumlobens: ein Brauch, der mit Humor und Herzenswärme dafür sorgt, dass nicht nur die Lichter am Baum, sondern auch die Menschen ein bisschen heller strahlen.